Du magst es kurz?
Deine wichtigsten Maßnahmen gegen den Klimawandel: Nenn ihn beim (richtigen) Namen. Finde und reduziere deine größten Fußabdruck-Verursacher. Und schraub deinen Klima-Handabdruck in die Höhe, indem du möglichst viele Menschen auf deine Reise mitnimmst. Denn so kannst du das System verändern.
Darum geht‘s
- Dein Beitrag zum Klimaschutz
- Warum jede*r Einzelne wichtig ist
- Wie wir das System verändern können
- Deine wichtigsten Maßnahmen gegen den Klimawandel
- Maßnahme Nr. 1: Hör auf, ihn Klimawandel zu nennen.
- Maßnahme Nr. 2: Finde deine größten Fußabdruck-Verursacher.
- Maßnahme Nr. 3: Tue Gutes und rede darüber!
- Maßnahme Nr. 4: Stifte Menschen an, mitzumachen.
- Maßnahme Nr. 5: Nimm Einfluss auf Medien und Politik.
- Maßnahme Nr. 6: Setz deine Stärken ein.
- Maßnahme Nr. 7: Nimm dir Zeit. Regelmäßig.
Dein Beitrag zum Klimaschutz
Welche Maßnahmen gegen den Klimawandel verändern wirklich etwas? Wie lässt sich die globale Erwärmung stoppen? Und vor allem: Was genau kann ich persönlich tun? Diese Fragen habe ich mir jahrelang gestellt. Und viel zu lange keine echten Antworten gefunden. Wenn du diesen Beitrag liest, vermute ich, dass es dir genauso geht.
Die meisten von uns haben schon lange verstanden, dass wir im Angesicht des Klimawandels, der sich schon längst zur Krise ausgewachsen hat, nicht so weitermachen können wie bisher. Das Problem: Die Herausforderung ist so groß, dass sie kaum bewältigbar scheint. Schon gar nicht von einem alleine.
Und das ist sie auch nicht. Was aber nicht bedeutet, dass nicht trotzdem jede*r Einzelne von uns unglaublich wichtig ist. Denn auch wenn wir es alleine nicht schaffen können: Gemeinsam können wir.
Gemeinsam können wir etwas erreichen. Und jede*r ist dabei wichtig.
Gemeinsam heißt aber nicht: die anderen machen schon. Gemeinsam heißt: Wir müssen alle mitmachen. Jeder auf seine Weise. Wenn du dich jetzt fragst, wie das gehen soll, weil der Nachbar lautstark den Klimawandel leugnet und niemals seinen Porsche abschaffen wird: Vergiss ihn. Die Hardcore-Klimaleugner*innen werden wir nicht motivieren können, machen wir uns nichts vor. Müssen wir aber auch nicht.
85 % der Deutschen sind sich der Auswirkungen der Klimakrise bewusst. Und sie machen sich Sorgen. Da gibt es reichlich Potenzial, um eine kritische Masse an Menschen zusammenzubekommen, die aktiv etwas tun. Wenn sich 20 bis 25 % dieser Menschen aktiv einsetzen, wird das das System verändern. Und dann wird es irgendwann auch keinen neuen Porsche mehr geben – höchstens in der E-Variante. Selbst wenn der Nachbar sich auf den Kopf stellt.
Wir brauchen also Veränderungen im System. Hm. Ist das nicht genau das Problem? Wie kann ich denn als Einzelperson das System ändern?
Alles, was du tust (oder nicht tust), verändert das System
Keine*r von uns lebt im luftleeren Raum. Wir alle sind Teil des Systems. Wenn wir uns bewegen, bewegt sich das System mit. Je nachdem, auf welches System wir uns beziehen, sind wir dabei allerdings nur eine*r von 80 Millionen oder sogar von 8 Milliarden. Und deshalb sind diese Veränderungen meist so klein, dass sie nicht direkt zu spüren sind. Sobald irgendwo jemand in die entgegengesetzte Richtung zieht, gleicht sich die Veränderung direkt wieder aus und alles bleibt beim alten. Deshalb spüren wir Veränderungen erst dann, wenn viele in dieselbe Richtung ziehen.
In dem Moment, in dem richtig viele in ein- und dieselbe Richtung ziehen, kommt aber etwas hinzu: Das Gleichgewicht des Systems beginnt zu kippen. Und dann kann alles plötzlich ganz schnell gehen. Denn das Ziehen in unsere Richtung wird plötzlich auch für die Menschen um uns herum einfacher. Wir haben den Weg geebnet und die Hürde verringert. Dadurch nehmen wir andere mit, die vorher noch gezögert haben. Und plötzlich gerät der Ball ins Rollen und alles geht fast von alleine.
Diese Dynamiken nennt man Kipppunkte.
Moment. Kipppunkte? Waren das nicht die Szenarien im globalen Klima, die wir unbedingt verhindern wollen, weil sonst das Gleichgewicht des Erdklimas zusammenbricht? Richtig. Kipppunkte gibt es potenziell in allen Systemen. In der Erdatmosphäre droht das Gleichgewicht seit Jahren in die falsche Richtung zu kippen. Stoppen können wir das durch gesellschaftliche Kipppunkte. Wenn wir sie früh genug erreichen.
Womit wir wieder bei der Frage wären, was du tun kannst. Wie kannst du Teil der Bewegung sein, die in die richtige Richtung steuert und die Gesellschaft zu den entscheidenden positiven Kipppunkten führt?
Die simple Antwort auf diese Frage besteht aus zwei Teilen:
- Ändere dein Verhalten.
- Nimm andere mit.
Beides ist gut und beides ist wichtig, damit wir zügig vorankommen.
Viel zu häufig bleiben wir übrigens bei Teil 1 hängen. Leider ist aber niemandem geholfen, wenn wir jeden einzelnen Schritt, den wir tun, auf die Klimagoldwaage legen. Damit können wir uns zwar prächtig beschäftigen, der Effekt ist aber viel zu gering, um sich schnell genug auszuwirken Statt dessen ist es wichtig, dass wir andere Menschen mitnehmen, sie motivieren oder überhaupt erst in die Lage versetzen, sich klimafreundlicher zu verhalten – und durch diesen Klima-Handabdruck positiven Einfluss auf den Wandel nehmen.
Du wolltest wissen, was du tun kannst. Effizient tun kannst. Und deshalb geht’s jetzt los.
Deine wichtigsten Maßnahmen gegen den Klimawandel
Maßnahme Nr. 1: Hör auf, ihn Klimawandel zu nennen.
Es waren politische Überlegungen und eine Empfehlung seines Beraters Frank Luntz, die den damaligen US-Präsidenten George W. Bush 2002 dazu brachten, anstelle des als angsteinflößend eingeschätzten Begriffs „global warming“ lieber vom neutralen „climate change“ zu sprechen.
Was soll ich sagen? Die Strategie ist aufgegangen.
Heute spricht die ganze Welt vom Klimawandel, und das häufig so, als sei das einfach unabwendbar. Ist es nicht. Es ist eine Katastrophe, die wir selber verursacht haben. Und vor allem eine Krise, die wir als solche behandeln müssen. Wir müssen in den Krisenmodus schalten. Und dafür brauchen wir auch das Krisenvokabular. Also ab in die Tonne mit dem Begriff „Klimawandel“. „Klimakrise“ oder „Klimakatastrophe“ beschreibt es deutlich passender.
Maßnahme Nr. 2: Finde deine größten Fußabdruck-Verursacher
In den meisten Artikeln zur Frage „Was kann ich gegen den Klimawandel tun“ finden sich auch heute noch Tipps wie
- Tausche alle Glühbirnen gegen LEDs aus.
- Nimm einen Stoffbeutel mit zum Einkaufen.
- Stell das Wasser ab, während du dir die Zähne putzt.
Alles nicht falsch. (Und wenn du das nicht ohnehin schon tust: Fang gerne damit an!) Aber wir wollen wirklich etwas bewegen. Und deshalb gehen wir an die Big Points.
Und die finden sich in den Bereichen:
- Ernährung
- Mobilität
- Energie
Big Point Nr. 1: Ernährung
Wir müssen nicht alle Veganer werden, aber wir sollten alle veganer werden.

Dieser eine Satz bringt perfekt auf den Punkt, wo wir mit unserer Ernährung hinmüssen.
Für’s Klima brauchen wir keine perfekten Veganer und Veganerinnen, die nie wieder eine Hühnersuppe kochen oder ein Spiegelei auch nur angucken.
Viel wichtiger ist, dass sich immer mehr Menschen auf den Weg machen, sich so häufig wie möglich pflanzenbasiert zu ernähren. Die Masse machts.
Wenn du also nicht ohnehin schon vegetarisch oder vegan lebst: Überlege, an welchen Stellen du auf Fleisch, Fisch, Eier oder Milchprodukte verzichten kannst. Probier mal eine Linsenlasagne oder ein Gemüsecurry. Nimm Hafermilch statt Kuhmilch in den Kaffee und steig auf Sojajoghurt um. Häufig ist es alles ohnehin eine Frage der Gewöhnung. Nach kurzer Zeit schmeckt dir der Joghurt aus Kuhmilch gar nicht mehr (ich spreche aus Erfahrung). Und falls du Hackfleisch, Chicken Nuggets oder Fleischwurst hinterhertrauerst: Inzwischen sind die veganen Alternativen erstaunlich gut und teilweise kaum noch vom „Original“ zu unterscheiden.
Auch hier: Fokussier dich auf die Maßnahme mit dem größten Effekt und hänge alles andere hinten an. Wenn wir von jetzt auf gleich alle anfangen würden, Rindfleisch zu ersetzen, selbst wenn es durch Geflügel ist, hätte das schon einen gigantischen Effekt. Wie wäre es also damit als erstem Schritt?
Wenn du mehr über den CO2-Fußabdruck von Lebensmitteln wissen möchtest, empfehlen wir dir die App von ForkRanger, die es inzwischen auch auf Deutsch gibt.
Big Point Nr. 2: Mobilität
Es gibt eine einzelne Gegenmaßnahme gegen die globale Erwärmung, ohne die alles andere sinnlos ist. Wir müssen aufhören, fossile Energieträger, also maßgeblich Erdöl und Erdgas, zu verbrennen. Die Bewegung Just Stop Oil heißt aus gutem Grund so.

Leider ist gerade unsere Mobilität heute noch zu großen Teilen auf das Verbrennen von Öl (und seltener auch Gas) ausgelegt.
Den größten Einfluss auf deinen CO2-Fußabdruck hat es deshalb, wenn du Flüge und Fahrten mit Verbrenner-Autos auf ein Minimum zurückfährst.
- Vielleicht muss der nächste Urlaub nicht in Thailand sein? Schweden oder Italien sind auch schön. Und beides kann man auch mit dem Zug erreichen. Wusstest du, dass du in unter 12 Stunden mit dem Zug von Köln nach Barcelona kommst? (Ich hab’s ausprobiert, funktioniert super).
- Wenn du statt mit dem Auto mit dem Fahrrad zur Arbeit fährst, sparst du nicht nur CO2 ein, sondern wirst auch gleichzeitig fitter. Und stehst nicht mehr im Stau.
- Auch mit Bus oder Bahn statt Auto reduzierst du deinen Fußabdruck massiv – und kannst deine Zeit ganz anders nutzen als im Auto. Zum Lesen zum Beispiel.
Je nach Lebens- und Arbeitssituation ist es wirklich schwierig, sich ohne Auto von A nach B zu bewegen. Wenn das auf dich zutrifft, steige spätestens beim nächsten Autokauf auf ein Elektroauto um. Die gibt es inzwischen in günstigen Varianten und auch gebraucht. Ein Verbrenner wird in ein paar Jahren ohnehin einen miserablen Wiederverkaufswert haben, wenn du ihn überhaupt noch loswirst.
Big Point Nr. 3: Energie & Wohnen

Ein weiterer Lebensbereich, in dem wir jede Menge fossile Energieträger verbrennen, heißt Energie. Strom und Heizung sind heute noch zu großen Teilen fossilbasiert.
Ersteres lässt sich aus der individuellen Sicht sehr schnell ändern: Steige auf einen Ökostrom-Anbieter um. Dauert nur ein paar Minuten und hat eine große Wirkung. Tipps und Infos zum Umstieg findest du zum Beispiel beim NABU.
Einen Schritt weiter kannst du gehen, indem du deinen eigenen Strom erzeugst. Egal ob mit einem Balkonkraftwerk oder einer PV-Anlage auf dem Dach – jeder Quadratmeter Photovoltaik zählt!
Beim Heizen von Gas oder Öl wegzukommen, kann etwas schwieriger sein. Als Mieter hat man häufig nur sehr begrenzten bis gar keinen Einfluss auf das Heizsystem. Als Eigentümerin wiederum muss man trotz ausgiebiger Förderung durchaus ein bisschen Geld in die Hand nehmen, um auf Wärmepumpe, Geothermie oder andere regenerative Heiztechniken umzusteigen. Solange das noch nicht geht, bleibt nur: Möglichst sparsam heizen, Stoß- statt Dauerlüften und dafür sorgen, dass möglichst wenig Wärme verloren geht – vom Zugluftstopper bis zur Dachdämmung.
Maßnahme Nr. 3: Tue Gutes und rede darüber!
Nun hast du deine großen CO2-Verursacher gefunden. Wenn du jetzt anfängst, sie nach und nach zu verändern, kannst du aus der Verringerung deines CO2-Fußabdrucks ganz einfach eine Vergrößerung deines Klima-Handabdrucks machen.
Einfach nur, indem du darüber redest.
Was gehört zu den typischsten Effekte, wenn irgendwo eine Photovoltaik-Anlage aufs Dach gebaut wird? Alle Nachbar*innen stehen drumherum, gucken zu, tuscheln und fragen die Hausbesitzer*innen Löcher in den Bauch. Ach, schau mal, so haben die das gemacht! Was sind das für Module? Wie hoch ist der Kilowatt-Peak? Habt ihr einen Speicher? Speist ihr ins Netz ein? Wieviel bekommt ihr dafür? Und was habt ihr bezahlt und könnt ihr mir einen Handwerker empfehlen?
Bei PV-Anlagen geht das quasi von alleine, weil man es sofort sieht. Ob du dir Leberwurst oder Hummus aufs Brot schmierst, bekommen selbst deine Kolleg*innen in der Frühstückspause nur dann mit, wenn sie sehr genau hinschauen. Deshalb musst du ein bisschen nachhelfen und einfach selber drüber reden.
- Du hast dein Auto abgeschafft? Erwähne bei jeder Gelegenheit nebenbei, dass du ja kein Auto mehr hast und deshalb Dinge anders tust als vorher. Wenn ich erzähle, dass ich das autofreie Leben als große Freiheit und Erleichterung empfinde, sehe ich jedes Mal, wie es hinter der Stirn meines Gegenübers rotiert: „Kein Auto? Geht das echt? Und könnte ich das auch?“
- Du hast vegane Mousse au Chocolat mit Aquafaba oder Seidentofu ausprobiert und sie ist mindestens so köstlich wie die mit Ei? Erzähl davon, wie schnell das ging und wie überraschend lecker sie schmeckt.
- Du bist zu einem Öko-Stromanbieter gewechselt? Erzähl, dass es super einfach war und der Strom jetzt sogar noch günstiger ist.
Themen und Gelegenheiten gibt es hunderte. Aber was verändert das?
Wir brauchen neue Standards. Unser „Normal“ muss regenerativ und klimafreundlich werden.
Ein großes Problem in der Kommunikation über die Klimakrise ist der „erhobene Zeigefinger“. Viele fühlen sich kritisiert und schalten direkt in einen ablehnenden Defensiv-Modus, wenn man ihnen sagt, sie sollten doch mal mit dem Fahrrad zur Arbeit fahren. Denn nicht alle sind ja ständig auf der Suche nach Dingen, die sie selber zur Bekämpfung der Klimakrise beitragen können.
Viel erfolgversprechender ist es deshalb, von eigenen Erfahrungen ganz selbstverständlich zu erzählen. Denn genau das müssen sie werden: selbstverständlich. Wir brauchen neue Standards, ein neues Normal. Unser Normal muss regenerativ und klimafreundlich werden.
Maßnahme Nr. 4: Stifte Menschen an, mitzumachen
Für ein neues Normal brauchen wir viele Menschen, die mitmachen. Darüber reden ist der erste Schritt dazu. Wenn wir erreichen wollen, dass möglichst viele andere sich ebenfalls klimafreundlich verhalten, braucht es aber etwas mehr als einfach nur Worte. Dann braucht es Handeln. Vormachen. Und immer wieder auf neue Standards pochen.
Wenn wir andere anstiften wollen, mitzumachen, können wir zum Beispiel:

- Freunde, Familie oder Nachbarinnen zur vegetarischen Grillparty, zum Plant-Based-Picknick oder zum veganen Frühstück einladen.
- Der Familie ein veganes Weihnachtsmenü vorsetzen – und hinterher schauen, ob sie es überhaupt bemerkt haben.
- Uns zu unserem Partybuffet vegetarische Buffetbeiträge wünschen.
- In der Schule, der Firma oder an der Uni Unterschriften für mehr pflanzliche Optionen in Mensa oder Kantine sammeln.
- Das Café vor Ort immer wieder fragen, ob es den Kakao auch mit Hafermilch gibt. Und wenn es Hafermilch gibt, fragen, warum man dafür einen Aufpreis zahlen muss.
- Bei Veranstaltungen, die wir (mit)organisieren, rein vegetarisches Catering organisieren.
- und und und…
Maßnahme Nr. 5: Nimm Einfluss auf Medien und Politik
Vielleicht hast du oben bei den Big-Point-Vorschlägen hier und da gedacht: Na, würde ich ja gerne. Aber wie soll ich mit dem ÖPNV zur Arbeit kommen, wenn die Busse nur alle 30 Minuten fahren und ich dreimal umsteigen muss? So viel Zeit habe ich einfach nicht.
Genau das ist der Grund, warum wir zum Fußabdruck den Handabdruck dazunehmen müssen, also Maßnahmen, die andere Menschen mitnehmen, neue Standards etablieren und das System verändern. Nur weil wir wollen, können wir nämlich noch lange nicht immer. Viel zu oft hindert uns das System daran, uns klimafreundlich zu verhalten.
Nehmen wir das Beispiel Heizung.
Als Mieter*in haben wir kaum eine Möglichkeit, zu beeinflussen, mit welcher Heiztechnik wir unsere Wohnung heizen. Wenn die Vermieterin die Gasheizung nicht gegen eine Wärmepumpe tauschen möchte, bleibt uns nicht viel anderes übrig, als weiter mit Gas zu heizen. Wer kann sich schon leisten, der Heizung wegen umzuziehen und die Wärmepumpe zum K.O.-Kriterium bei der Wohnungssuche zu machen?
Deshalb ist es unabdingbar, dass die Politik sich einmischt. Und das hat sie glücklicherweise ja auch schon getan. Das seit Januar 2024 geltende Gebäudeenergiegesetz regelt, dass Neubauten nur noch mit Heizungen gebaut werden dürfen, die mindestens zu 65 % auf erneuerbaren Energien basieren. Und wer bestehende Heizungen austauschen möchte, wird dabei finanziell unterstützt. Das erhöht den Anreiz für Vermieter*innen, zumindest beim nächsten Reparaturfall auf eine klimafreundliche Heizung umzusteigen. Diese gesetzlichen Regelungen ändern das System und setzen neue Standards. Heizungen auf Basis erneuerbarer Energien werden zum neuen Normal.Wenn ein Gesetz erlassen wird, das den Einbau von Gasheizungen verbietet, hat das einen immensen Vorteil: Es spart unfassbar viel Zeit. Die Wirkung tritt sofort ein. Nicht erst, wenn wirklich alle verstanden haben, was auf dem Spiel steht, und selbst diejenigen, die mit fossilen Brennstoffen ihr Geld verdienen, zur Einsicht gekommen sind.
Ohne politische Maßnahmen werden wir nicht früh genug ans Ziel kommen.
Dazu kommt: Weil wir heute alle auf zahllosen Ebenen miteinander vernetzt sind, beeinflussen Medien – soziale und traditionelle – die Politik noch deutlich stärker als früher.
Deshalb ist es unglaublich wichtig, zu verändern, wie über die Klimakrise gesprochen wird. Und direkten Einfluss auf beides zu nehmen: Auf Medien und Politik.
Aber wie?
Unterstütze oder starte Petitionen.
Bei der Fülle an Aufforderungen, dies, das und jenes zu unterzeichnen, ist es manchmal einfach, das Gefühl zu bekommen, dass das alles überhaupt nichts bringt. Und klar: Seinen Namen unter ein Dokument zu setzen, ist auch kein besonders großer Akt. Nichtsdestotrotz sind Petitionen ein wichtiger Weg, um Politik und Medien zu zeigen, dass es viele Menschen gibt, die das Thema unterstützen.
Besonders sinnvoll sind Petitionen, wenn sie direkt auf der Petitionsplattform des Bundestages angelegt werden. Erstens greift dann nicht irgendein privater Anbieter deine Daten ab und zweitens ist der Petitionsausschuss des Bundestages verpflichtet, sich mit den Inhalten der Petition zu beschäftigen. Voraussetzung: Sie erreicht innerhalb der Mitzeichnungsfrist das festgelegte Quorum. Aktuell gilt: Wenn eine Petition innerhalb von 6 Wochen mindestens 30.000 Unterzeichner*innen findet, wird der/die Ersteller*in in einer öffentlichen Ausschusssitzung angehört, darf also das Anliegen vortragen und der Petitionsausschuss muss sich damit befassen.
Solche Petitionen haben also durchaus Chancen darauf, tatsächlich etwas zu verändern.
Natürlich braucht es ein bisschen Verbreitung und Öffentlichkeit, um 30.000 Unterzeichner*innen zu finden. Deshalb ist der einfachste Weg, eine Petition zu unterstützen, sie nicht nur selber zu unterzeichnen, sondern auch an andere weiterzuschicken – sei es persönlich, auf Social Media oder über andere Wege, die dir zur Verfügung stehen. Prüfe also ruhig regelmäßig auf der Petitionsplattform, ob es aktuelle Petitionen zum Thema Klimaschutz gibt, die du unterstützenswert findest (du kannst dafür die Suchfunktion nutzen).
Fang an, aktiv zu kommunizieren.
Aktiv in die Kommunikation zu gehen, kostet am Anfang vielleicht ein bisschen Überwindung. Aber es ist wichtig. Und es gibt Hilfen. Und viele verschiedene Möglichkeiten.
Schreib Leserbriefe.

- In deiner Lokalzeitung steht ein Artikel über das letzte Hochwasser, der die Klimakrise mit keinem Wort erwähnt? Oder ein Kommentar, der sich über die Einrichtung von Fahrradwegen zu Lasten des Autoverkehrs mokiert? Reg dich nicht nur still darüber auf, sondern werde laut. Fass deinen Ärger, deine Sorgen, deine Angst in Worte. Leserbriefe werden mehr gelesen als man denkt. Und zeigen auch der Redaktion, dass es Menschen gibt, die das Thema anders sehen.
- Die Talkshow hat schon wieder Menschen eingeladen, die die menschengemachte Klimakrise leugnen und so getan, als sei das einfach eine alternative Meinung, die sie zu Wort kommen lassen müssen? Schreib an die Zuschauerredaktion. Mach deinem Ärger darüber Luft, dass diese angebliche Ausgewogenheit bei den Zuschauenden einen falschen Eindruck hinterlässt: Denn das eine sind wissenschaftliche belegte Fakten. Das andere eine durch nichts zu belegende Meinung.
Schreib deinen Abgeordneten. Oder sprich mit ihnen.
Die Abgeordneten von Bundestag, Landtag oder Kommunalparlament haben die Aufgabe, deine Interessen zu vertreten. Viel zu häufig hat man allerdings das Gefühl, dass sie nur ihre eigenen Interessen vertreten – maßgeblich das Interesse, wiedergewählt zu werden. Das wiederum wird stark davon beeinflusst, was sie als „Willen des Volkes“ wahrnehmen. Wenn sie den Eindruck haben, dass alle mehr Parkplätze und Straßen haben, billigeres Fleisch kaufen und ihre Ölheizung behalten möchten, werden sie ihre Politik viel zu häufig daran ausrichten. Was aber, wenn sie immer wieder aus erster Hand zu hören bekommen, dass ganz viele Menschen sich mehr Fahrradwege, zuverlässigere Busse und Bahnen, mehr Förderung für Wärmepumpen und Steuersenkungen für pflanzliche Produkte wünschen? Dann werden sie auch im Sinne ihrer eigenen Karriere mehr darüber nachdenken, sich genau hierfür einzusetzen. Und irgendwann selber verstehen, dass das Kleben an Gewohnheiten von gestern uns nicht in die Zukunft führen wird.
Also schreib Briefe, E-Mails oder nutze die Bürgersprechstunden deiner Abgeordneten vor Ort, um ihnen klarzumachen, was du dir wünschst. Damit sie nicht nur von denen beeinflusst werden, die fossile Interessen vertreten und Klimaschutzmaßnahmen schlechtreden. Die sind nämlich leider meist besser organisiert.
Wenn du so gar keine Idee hast, wie du das angehen kannst, empfehle ich dir eine großartige Podcast-Folge von HOAXILLA. In der Coworking-Space-Folge „Briefe an die Politik“ gibt es hier jede Menge Strategien und Tipps, wie man Briefe an Politiker*innen am besten aufsetzt und angeht. Ein paar Tipps für Feedback an Medien sind auch mit dabei.
Und in Zukunft werden wir hier auch immer wieder konkrete Tipps veröffentlichen, wie du deinen Einfluss auf Medien und Politik vergrößern kannst. Abonnier gerne unseren Newsletter, um auf dem Laufenden zu bleiben.
Geh demonstrieren.
Zu den wichtigsten Maßnahmen, um Medien und Politik für das Thema Klimakrise zu sensibilisieren und ihnen zu zeigen, dass die meisten Menschen sich tatsächlich mehr Klimaschutz wünschen, gehören Demonstrationen. Oben schrieb ich, dass 85 % der Deutschen sich Sorgen um die Klimakrise machen. Stell dir vor, diese 85 % würden alle auf die Straße gehen und diese Sorgen gemeinsam laut aussprechen. Das wäre ein Signal, das weder die Tagesschau noch der Bundeskanzler ignorieren könnten. Dass wir gefahrlos auf die Straße gehen und unsere Meinung klar und deutlich sagen können, ist eine der größten Errungenschaften der Demokratie. Wir müssen sie nur nutzen. Also: Wenn der nächste Klimastreik ansteht: Geh hin!
Was es sonst noch für Gründe gibt, streiken und demonstrieren zu gehen, kannst du außerdem in unserem Artikel „Warum ist es wichtig, für mehr Klimaschutz zu demonstrieren?“ nachlesen.
Maßnahme Nr. 6: Setz deine Stärken ein.
Die Vorstellung, deinen Namen in der Zeitung zu lesen, treibt dir Angstperlen auf die Stirn? Dann lass die Leserbriefe bleiben.
Konzentrier dich statt dessen auf das, was du gerne tust. Was du richtig gut kannst.
- Vielleicht kannst du ja sensationell gut nähen? Wie wäre es, wenn du in deiner Nachbarschaft einen gemeinsamen Nähnachmittag einführst, an dem ihr gemeinsam Kleidung repariert, statt neue zu kaufen?
- Wenn deine Talente eher technischer Natur sind, könntest du dich einem RepairCafé anschließen oder selbst eins aufmachen.
Du weißt selber am besten, was du gut kannst. Und wenn du dir die Klimabrille aufsetzt und überlegst, für welchen guten Zweck du deine Talente einsetzen kannst, stehen die Chancen gut, dass dir etwas einfällt.
Vielleicht steckt der Schlüssel für deine individuellen Hebel auch in dem, was du sowieso schon tust. Wofür du ohnehin deine Zeit und dein Herzblut einsetzt.
- Du bist aktiv in der Schulpflegschaft? Dann hast du die perfekte Ausgangsposition, um die Essensauswahl in der Schulmensa mitzugestalten.
- Du hast einen Posten im Betriebsrat? Dann kannst du dich zum Beispiel für die Einführung von Jobrädern stark machen.
- Du trainierst in deinem Dorf die Fußballjugend? Dann schlag doch einfach vor, dass der Ort für das nächste Trainingslager per Zug erreichbar ist. Eine gemeinsame Zugfahrt ist außerdem besser für den Teamgeist als 15 separate Elternshuttles.
- Als Schatzmeisterin in einem Verein könntest du den Wechsel zu einer ökologisch nachhaltigen Bank anregen.
Ob es in deinem Job oder in der Freizeit, im Verein, mit Freunden oder in der Familie ist – deine besten Hebel sind die, die zu deinem Leben passen. Denn damit kennst du dich aus, dort hast du Kontakte, Netzwerke und Einfluss. Und du weißt auch, wo die entscheidenden Punkte sind, an denen ein anderes Verhalten tatsächlich etwas verändern würde.
Wenn dir das nicht auf Anhieb einfällt, kann dir das Workbook von Climate Connections bei der Suche nach deinen effizientesten Hebeln helfen.
Maßnahme Nr. 7: Nimm dir Zeit. Regelmäßig.
Kommen wir zur letzten, und vielleicht wichtigsten Maßnahme.

Um dich aktiv einzusetzen, brauchst du Zeit. Gar nicht so viel – wenn du einmal weißt, was du tun kannst, kann alles andere ganz schnell gehen. Aber ganz ohne Zeit wird es nicht gehen. Idealerweise findest du deshalb für deine persönlichen Maßnahmen gegen die Klimakrise einen festen Platz in deinem Alltag. So wie du vielleicht jeden Mittwochabend zum Sport gehst oder dich jeden Samstag mit deinen Freund*innen triffst, kannst du dir auch einen Platz in der Woche für deinen Einsatz für mehr Klimaschutz reservieren.
Zum Beispiel am Freitag. (Wenn dir ein anderer Tag besser passt, nimm den.) Wenn du jeden Freitag zu deinem Klimatag machst und dich von unseren und den Ideen vieler anderer inspirieren lässt, wird dir der Einsatz für eine bessere Welt bald sehr leicht fallen. Wir wissen ja eigentlich ganz genau, was getan werden muss. Wir müssen es nur tun.
Los geht’s!
Du kannst jede Menge gegen die Klimakrise tun. Deine eigenen „Big Points“ für den CO2-Fußabdruck verringern und den anderer Menschen gleich mit. Also bleibt nur noch eins: Loslegen!
Headerbild: Nikola Jovanovic via Unsplash
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