Du magst es kurz?
Für deine Entscheidungen, wie du im Alltag am klimafreundlichsten von A nach B kommst, findest du hier eine einfache Checkliste in 6 Schritten.
Deine persönliche Situation, Möglichkeiten und Einschränkungen fließen dabei mit ein.
Du bekommst viele Tipps, wie du im Alltag klimafreundlicher unterwegs sein kannst.
Du erfährst, wie du mit Handabdruck-Hebeln nicht nur dich, sondern zugleich auch andere Menschen zu mehr Klimaschutz im Verkehr bewegen kannst.
Du kannst dir eine Grafik als Reminder runterladen, die dich an die sechs Schritte der Checkliste erinnert. Druck sie am besten aus und hänge sie dir an deine Ausgangstür.
Mobil bleiben, aber klimafreundlich
Wie komme ich klimafreundlich zur Arbeit, zur Schule, zum Sport oder ins Kino? Darf ich überhaupt noch mit dem Auto fahren? Das frage ich mich fast jeden Tag. Und du wahrscheinlich auch, sonst wärst du nicht hier. Dir liegt der Klimaschutz vermutlich ebenso am Herzen wie mir. Aber deshalb nur noch zu Hause hocken oder endlos zu Fuß latschen? Nee, das muss anders gehen. Deshalb habe ich mir was ausgedacht: eine Entscheidungshilfe, die ich bei jedem anstehenden Weg durchgehe. Vielleicht hilft sie dir auch, die bestmögliche Entscheidung fürs Klima zu treffen.
Welches Verkehrsmittel ist wie klimaschädlich?
Zu Fuß gehen oder mit dem Fahrrad fahren ist am klimafreundlichsten, ist ja klar. Auch das E-Bike verursacht nur 3 Gramm CO2 pro Kilometer. Dagegen stoßen Busse und Züge im Fernverkehr etwa zehnmal so viel CO2 pro Person und Kilometer aus. Im Nahverkehr sind Bahnen klimafreundlicher unterwegs als Busse, die dabei 93 g CO2 in die Luft pusten. Das Auto stößt auf jedem Kilometer schon 166 g CO2 pro Person aus. Und Flugzeuge auf Inlandsflügen verursachen in Flughöhe 238 g CO2. Das ist mehr als sieben Mal so viel wie ein Zug auf der gleichen Strecke. (Alle Daten für 2022 von Statista)
Klimafreundliche Mobilität: Qual der Wahl?
Prima, bei dieser deutlichen Hierarchie von mehr oder weniger klimafreundlichen Möglichkeiten ist die Entscheidung doch ganz einfach. Oder nicht? Schön wär’s. Doch was ist, wenn es Bindfäden regnet oder der Großeinkauf dran ist? Wenn du nach Hinterkleinkleckersdorf willst und Oma, Opa und Hund auch mit müssen?
Genau da kommt die Mobilitäts-Checkliste ins Spiel. Sie hilft mir, und hoffentlich auch dir, unter den gegebenen Umständen die bestmögliche Alternative zu wählen. Und was ich richtig cool finde: Sie hilft nebenbei auch, wichtige Handabdruck-Hebel für den Klimaschutz zu finden. Aber dazu später mehr.
Falls dir der Begriff Handabdruck nichts sagt: In unserem Artikel „Vom Fußabdruck zum Handabdruck“ erfährst du mehr darüber, warum dein Klima-Handabdruck sogar noch wichtiger ist als dein CO2-Fußabdruck.
Mobilitäts-Checkliste: Dein klimafreundlichster Weg
Zu meiner 40 Kilometer entfernten Freundin bin ich bisher überwiegend mit dem Auto gefahren — einfach weil ich es immer so gemacht habe. Die Macht der Gewohnheit, du kennst das. Geändert hat sich das erst, seit ich die Checkliste benutze. Also bevor du losstürmen willst: Moment, kurz innehalten und überlegen, was du vorhast und wie du am besten dorthin kommst. Das musst du natürlich nicht jedes einzelne Mal machen (überhaupt musst du gar nichts). Es sind ja oft ähnliche Wege, und dafür schleifen sich auch schnell neue Gewohnheiten ein. Zudem kannst du dir unten eine schöne Grafik als Reminder runterladen.
So, nun geht’s aber los mit der Checkliste.
Schritt 0: Kann ich den Weg vermeiden?
Wieso Schritt Null? Ganz einfach: Bevor du den ersten Schritt tust, frage dich, ob der Weg überhaupt nötig ist. Musst du wirklich losfahren? Oder können deine Nachbarn dir den Wasserkasten mitbringen, wenn sie zum Einkaufen fahren? (Das nächste Mal übernimmst du das für die Nachbarschaft.) Vielleicht musst du auch nicht jetzt los, sondern kannst dein Anliegen mit einer anderen Fahrt verbinden. Die bundesweite Besprechung, zu der alle anreisen müssen, klappt oft ebenso gut online. Und manchmal ist es sinnvoller, gezielt online zu bestellen als stundenlang von Geschäft zu Geschäft zu juckeln, um das Passende zu finden.
Also, wenn du den Weg vermeiden kannst, dann tu es. Okay, sollte dir die Decke auf den Kopf fallen, laufe oder radle gerne trotzdem und lass an der frischen Luft neue klimafreundliche Ideen aufkeimen.
Kannst du Wege nicht vermeiden, lohnt sich die Frage: Warum nicht?Und wie kann man das ändern? Dabei kommen häufig unerwartete Ergebnisse heraus. Zum Beispiel: Warum müssen alle für die Teambesprechungen anreisen? Sprich doch mal mit deiner Chefin oder Chef und schlage vor, öfter Online-Meetings anzusetzen. Weil du dabei nicht nur deinen eigenen, sondern auch den CO2-Fußabdruck deiner Kolleg*innen mit reduzierst, ist das ein prima Hebel, um deinen Klima-Handabdruck zu erhöhen.
Schritt 1: Kann ich zu Fuß gehen oder mit dem Fahrrad fahren?
Okay, du möchtest oder musst dich also auf den Weg machen. Zu Fuß oder mit dem Rad wäre die klimafreundlichste Option. Klappt das? Fein, los geht’s.
Wenn nicht, kommt wieder die Frage: Warum nicht? Vielleicht ist das Wetter nicht so einladend. Was mir in diesem Fall geholfen hat: gute Regenklamotten anschaffen, die richtig dicht halten. Seitdem pfeife ich fröhlich: I’m singing in the rain! Wirklich, so frisch und rosig wie nach dem Regenradeln sehe ich sonst selten aus.
Wenn der Weg zu lang oder zu bergig ist, lohnt sich möglicherweise ein E-Bike. Okay, die Anschaffung ist nicht gerade billig. Frag doch mal, ob du von deiner Firma ein E-Bike statt Firmenwagen bekommst. Wenn es nur um selten gefahrene Strecken geht: Vielleicht kannst du ein E-Bike oder einen E-Roller für die Strecke leihen? Ist der Weg zu dunkel, zu gefährlich oder ohne Radweg? Hey, hier ist dein Handabdruck-Hebel: Versuche bei deiner Gemeinde anzuregen, dass beleuchtete und sichere Wege für Fußgänger und Radfahrerinnen geschaffen werden. Damit machst du es zugleich deiner Nachbarschaft leichter, zu Fuß oder mit dem Rad unterwegs zu sein. Ruf einfach beim Straßenverkehrsamt an und trage deine Anliegen vor. Bleib dran und bitte auch deine Nachbarschaft, dich zu unterstützen.
Schritt 2: Kann ich mit Bus und Bahn fahren?
Schade, zu Fuß gehen oder Radeln sind gerade keine Option. Dann frage dich als nächstes: Komme ich mit öffentlichen Verkehrsmitteln wie Bussen und Bahnen ans Ziel? Manchmal staune ich, dass das schneller und besser geht als gedacht, juhu! Manchmal aber auch nicht.
Häufig lässt sich die Fahrt durch eine Kombi verschiedener Verkehrsmittel beschleunigen. Weil der Bus bei mir selten und unregelmäßig kommt, fahre ich meistens mit dem Rad zum nächsten Bahnhof. Am Ziel lohnt es sich oft, die letzten Kilometer mit einem Leihrad oder Leihroller zurückzulegen. Google Maps oder verschiedene Mobilitäts-Apps wie Citymapper oder andere regionale Apps zeigen dir solche Kombis bei der Routensuche an. Bei vielen Mobilitäts-Apps kannst du direkt Tickets oder Fahrzeuge buchen. Hast du das schon probiert?
Klappt alles nicht? Warum nicht? Falls du jetzt einen dicken Stoßseufzer gen Himmel schickst, weil unsere Öffis nicht so toll funktionieren, wie du es dir wünschst, atme durch! Denn hier liegt dein Handabdruck-Hebel: Mach dich bei Stadt, Verkehrsbetrieben oder Politik für besseren Öffentlichen Nah- und Fernverkehr stark. Schau zum Beispiel mal bei der Initiative Wir fahren zusammen oder dem Fahrgastverband Pro Bahn.
Schritt 3: Funktioniert gemeinsam Fahren oder Carsharing?
Tja, da bleibt wohl nichts als ins Auto zu steigen. Also keine klimafreundlichere Wahl mehr möglich? Doch!
In Autos sitzen durchschnittlich nur ein bis zwei Personen, im Berufsverkehr sogar meistens nur eine.
Warum fahren wir nicht gemeinsam? Lass uns die Autos besser ausnutzen. Wenn du mit mehreren Menschen fährst, teilt ihr euch quasi den CO2-Ausstoß und verhindert zusätzliche Fahrzeuge und Staus auf den Straßen.
Tue dich mit Kolleginnen, Freunden oder der Nachbarschaft zusammen. Richte Mitfahrbänke in deinem Ort ein. Suche oder biete Mitfahrgemeinschaften auf Plattformen wie Mitfahrzentrale oder Bla-Bla-Car (beim Mitfahrverband findest du eine Übersicht über zahlreiche Plattformen). Schon ermöglichst du auch anderen, etwas klimafreundlicher unterwegs zu sein. Der Handabdruck-Hebel lässt grüßen.
Wenn es ganz ohne Auto nicht geht —vielleicht muss es zumindest kein eigenes Auto sein?
Autos sind eigentlich keine Fahr-zeuge, sondern Steh-zeuge, sie stehen nämlich die meiste Zeit nur herum und werden im Schnitt nur eine Stunde am Tag genutzt.
Wenn du nur ab und zu ein Auto brauchst, tut es oft auch ein Carsharing-Fahrzeug. Das ist günstiger, wenn du wenig fährst und spart die aufwändige Produktion unzähliger Autos. Schau mal hier, wo es in deiner Nähe Carsharing-Stationen gibt. Anbieter und Preise kannst du bei Carsharingfinden.de vergleichen.
Quelle für die Aussagen in den beiden grauen Boxen in diesem Absatz: https://www.umweltbundesamt.de/umwelttipps-fuer-den-alltag/mobilitaet/fahrgemeinschaften#hintergrund
Schritt 4: Kann ich elektrisch mobil sein?
Wenn du schon ins Auto steigst, kannst du dann vielleicht elektrisch fahren? Ganz ehrlich, auch ich habe noch ein Auto vor der Tür stehen. Damit ich zur Not flexibel bin. Seit zwei Jahren ist das immerhin ein minimalistisches Elektro-Auto. Ja, das ist auch nicht der Weisheit letzter Schluss. Aber es macht weniger Lärm, pustet vor Ort weniger Schadstoffe und CO2 raus und nutzt die Energie effizienter als andere Antriebe. Zumal der Strom in Deutschland ja inzwischen zu mehr als der Hälfte aus regenerativen Energien stammt.
Wie sieht es bei dir aus? Wäre ein E-Auto für dich eine Alternative? Es gibt sie inzwischen auch günstiger gebraucht. Oder kannst du eins in der Nachbarschaft mitbenutzen? Du machst dir Sorgen um die Reichweite? Das ist meistens nicht nötig.
Denn im Schnitt wird bei Autofahrten nur eine Strecke von knapp 10 km zurückgelegt.
Viele E-Autos schaffen locker 300 bis 400 km. Und dank Schnellladestationen kannst du ein E-Auto locker während einer Kaffeepause laden und so lässig bis nach Spanien in den Urlaub fahren.
Warum kein E-Auto? Gibt es nicht genügend Ladesäulen in deiner Nachbarschaft? Dein Handabdruck-Hebel: Setze dich bei der Stadt für eine bessere Lade-Infrastruktur ein. Vielleicht kannst du dich auch mit Nachbar*innen zusammentun und gemeinsam eine Wallbox anschaffen? Dank verschiedener Wallbox-Sharing-Konzepte ist das relativ einfach.
Schritt 5: Verbrenner-Wahl: besser Auto als Flugzeug
Okay, nun sind wir bei den klimaschädlichsten Optionen angekommen. Das lässt sich leider manchmal nicht vermeiden. Am besten fragst du dich jetzt nochmal: Muss dieser Weg wirklich sein? Kannst du den Weg vielleicht verkürzen oder mit anderen Fahrten verbinden? Bist du beruflich viel unterwegs, besprich in der Firma mal, ob sich nicht ein Teil der Fahrten und insbesondere die Flüge vermeiden lassen. Für private Wege: Ausflüge sind auch in der Nähe sehr schön.
Du möchtest oder musst trotzdem mal weiter weg? Dann schau, ob es mit dem Auto oder, noch besser, mit der Bahn geht statt mit dem Flieger. Innerhalb Deutschlands lohnt es sich sowieso nicht zu fliegen. Am Ende hast du vielleicht wichtige Gründe, warum du dich trotzdem ins Flugzeug setzt. Dann gibt es noch ein kleines Trostpflaster fürs Klima: Du kannst deinen CO2-Ausstoß kompensieren. Wie das am besten funktioniert und wie sinnvoll das ist, erläutert der WWF in einer guten Übersicht.
Und wieder die Frage nach dem Warum: Warum fahren wir nicht mit der Bahn, sondern steigen in Auto oder ins Flugzeug? Weil es teilweise drei- bis viermal so lange dauert, mit der Bahn ans Ziel zu kommen. Weil es absurderweise oft weniger kostet von Hamburg nach München zu fliegen als mit der Bahn zu fahren. Du ahnst es, da sind sie wieder, deine Handabdruck-Hebel. Setze dich für bessere Bahnverbindungen ein, sei es bei deinen Verkehrsunternehmen vor Ort, bei der Deutschen Bahn oder in der Politik. Engagiere dich für die Einführung einer Kerosinsteuer, die für realistischere Preise im Flugverkehr sorgt. Es gab schon mal eine Europäische Intiative zur Abschaffung der Steuerbefreiung für Flugbenzin. Vielleicht kannst du etwas Ähnliches starten oder eine Petition beim Deutschen Bundestag einreichen.
Warum funktioniert Klimaschutz im Verkehr oft nicht?
Zum Abschluss nochmal die wichtige Frage: Warum nicht? Warum tun wir uns oft so schwer, klimafreundlich von A nach B zu gelangen? Manchmal liegt es an uns, an unserer Bequemlichkeit und unseren Gewohnheiten. Das können wir zumindest teilweise ändern.
Doch was noch wichtiger ist: Unser gesamtes Verkehrssystem ist seit Jahrzehnten auf Autos, individuellen Verkehr und Verbrennung fossiler Rohstoffe ausgelegt. Dadurch ist zu Fuß gehen, Radeln oder mit Bus und Bahn fahren oft zu mühsam, zu langsam, zu teuer oder zu gefährlich.
Das muss sich ändern! Die klimafreundlichste Option sollte auch die einfachste und attraktivste Alternative sein.
Und hast du dir schon mal überlegt, wie großartig es aussehen würde, wenn die Straßen (besonders in der Stadt) nicht mit Autos zugeparkt wären?
Was du tun kannst: Nutze deine Handabdruck-Hebel!
- Setze dich für sichere und attraktive Fuß- und Radwege ein.
- Fordere bessere Verbindungen im öffentlichen Nah- und Fernverkehr zu günstigen Preisen. Und eine bessere Vernetzung mit Leihrädern und –rollern für die letzte Meile.
- Organisiere Möglichkeiten für gemeinsames Fahren und unterstütze Sharing-Angebote.
- Kämpfe dafür, die Verbrennung fossiler Rohstoffe im Auto- und Flugverkehr zu beenden.
- Fordere mehr Subventionen für E-Autos, mehr Forschung an effizienten Batterien und mehr Ladesäulen.
Tipp: Wenn du dich übergreifend für menschen- und klimafreundliche Mobilität einsetzten möchtest, schau doch mal, ob der Verkehrsclub Deutschland VCD das richtige für dich ist.
Bitte kein Verkehrs-Shaming
NNoch eine Bitte zum Schluss: Du ärgerst dich, dass deine Tante zum Shoppen nach Paris fliegt? Oder dass der Nachbar mit dem Porsche zum Brötchen holen fährt? Bleib ruhig. Mach vor, wie es besser geht. Erzähle von deinen positiven Erfahrungen. Doch auch du musst nicht 100 % Klimaschutz leben. Denn das ist verdammt schwer (siehe oben). Und du möchtest auch nicht an den Pranger gestellt werden, wenn du mal Auto fährst oder fliegst.
Lass uns nachsichtig miteinander umgehen. Es hilft nicht, sich vorzurechnen, wer wie viel Auto fährt oder fliegt. Wenn jeder Mensch nach seinen Möglichkeiten sparsamer und klimabewusster unterwegs ist, haben wir schon einiges gewonnen. Bleibe also freundlich und offen und versuche mit praktischen Tipps und guten Beispielen klimafreundliches Verhalten in deinem Umfeld anzustupsen. Das motiviert mehr als kleinliche Aufrechnerei.
Checklisten-Grafik aufhängen und dranbleiben
Damit du dich bewusst für die bestmögliche klimafreundliche Option auf deinen Wegen entscheiden kannst, gibt es diese Abfolge von Fragen auch als hübsche Grafik, die du dir als Reminder ausdrucken und an die Ausgangstür hängen kannst. Du darfst sie natürlich gerne an andere Menschen weitergeben. Du weißt ja, der Handabdruck-Hebel. Und gute Karmapunkte gibt’s gratis dazu.
Also, los geht‘s. Viel Erfolg!
Weitere konkrete Tipps, wie du möglichst klimafreundlich unterwegs sein, essen und heizen kannst, bekommst du hier in weiteren Artikeln und Tipps. Abonnier am besten direkt unseren Newsletter, damit du nichts verpasst.
Headerbild: Babak Habibi via Unsplash
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