Du magst es kurz?
Viele Dinge, die heute “ganz normal” sind, waren es nicht immer. Und wir können mit beeinflussen, was in der Zukunft normal sein wird. Fangen wir an!
Vor 50 Jahren sah eine Autofahrt so aus: Die Eltern sitzen vorn und rauchen, die Kinder toben auf der Rückbank. Niemand ist angeschnallt. Das war normal.
Bei Partys gab es vor allem Fleisch, Wurst und ein bisschen Fisch. Dass die schwangere Cousine vor der Entbindung noch heiraten „musste“ war normal. Ihr Mann durfte (in Westdeutschland) entscheiden, ob und wann sie wieder arbeiten würde. Niemand war schwul, lesbisch, trans oder divers. Höchstens „anders“, denn Homosexualität unter Männern stand erst seit kurzem nicht mehr unter Strafe.
Die guten alten Zeiten? Waren ganz schön intolerant und dazu noch gesundheitsschädlich. Hätten wir uns damals vorstellen können, dass fast nirgendwo mehr geraucht wird und viele Menschen gar kein Fleisch (echt, wirklich gar keins, auch kein Fisch, auch nicht an Weihnachten?!) essen? Und dass es normal ist, wenn die Nichte ihre Frau und ihren Sohn mit zu Opas 80. Geburtstag bringt?
Wenn wir uns vieles, was vor 50 oder 20 Jahren noch normal war, heute kaum noch vorstellen können – warum tun wir uns dann heute so schwer damit, uns an ein neues „Normal“ zu gewöhnen?
Was ist überhaupt heute „normal“? Und was sollte es zukünftig werden?
Ein paar Ideen:
- Möchten Sie Kaffee mit normaler Milch, also Hafer- und Sojamilch? Kuhmilch kostet extra.
- In unserem Restaurant stehen vegane Gerichte ganz oben auf der Speisekarte. Die anderen werden mit kleinen Icons gekennzeichnet: Enthält Rind, Schwein, Fisch, Ei.
- Die Suppe ist vegan, aber wenn Sie möchten, können Sie noch einen Klecks Sahne oder etwas Speck dazu haben.
- Möchten Sie normalen oder fossilen Strom beziehen?
- Radelt dein Kind ganz normal zur Schule oder musst du es mit dem Auto hinbringen?
- Du hast noch ein eigenes Auto? Gibt’s bei euch kein Carsharing?
- Fahrt ihr normal mit dem Zug in den Urlaub oder fliegt ihr noch?
- Euer Haus hat keine Photovoltaik-Anlage? Dann sind eure Stromkosten bestimmt ganz schön hoch, oder?
- Hat deine Tochter schon einen Freund oder eine Freundin?
Was normal ist, entscheiden wir als Gemeinschaft. Und es verändert sich ständig. Auch wenn viele Veränderungen erst durch Gesetze entstanden sind – die Gesellschaft war offenbar irgendwann bereit für eine Anschnallpflicht oder ein Rauchverbot.
Jetzt wird’s spannend: Du kannst dazu beitragen, was zukünftig “normal” sein wird.
Zum einen durch deine Sprache. Wenn du statt „normaler Milch“ und „normalem Strom“ „Kuhmilch“ und „fossiler Strom“ sagst, verändert sich etwas. Bei dir, aber auch bei den Menschen, mit denen du sprichst. Vielleicht stutzen sie kurz und sagen dann „ah ja, so meinst du das!“ Vielleicht sind sie auch genervt. Auch das ist normal und Teil des Veränderungsprozesses.
Zum anderen durch dein Verhalten im Alltag. Wenn du einkaufen oder in den Zoo fahren willst, was ist deine erste Wahl? Nimmst du normalerweise das Auto, es sei denn, das Wetter ist superschön und du hast Lust auf eine Radtour? Oder nimmst du normalerweise das Rad, es sei denn, es regnet in Strömen? Schaust du zuerst nach Bahnverbindungen und dann erst nach Flügen? Kennzeichnest du an deinem Geburtstagsbuffet die fleischhaltigen oder die veganen Gerichte?
Vor allem aber brauchen wir eine Vision. Wie möchten wir in zehn oder 20 Jahren leben? Was soll dann normal sein? Und was nur eine Erinnerung an eine merkwürdige Zeit?
Habt ihr noch weitere Ideen, was normal werden sollte? Schreibt sie uns in die Kommentare!
Headerbild: Unsplash
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